Eklektischer Versuch über Un/Sicherheit (work in process)

Photo: Banu Cennetoğlu BEINGSAFEISSCARY (2017) - see also further below

risk, safety, conflict, consent – was sexpositive Szenen umtreibt hat meist irgendetwas mit diesen Schlüsselbegriffen zu tun. Es ist kompliziert. Unsicherheit ist nicht per se schlecht und Sicherheit nicht per se gut und vice versa. Stark Konsens betonende Räume habe ich aus meiner persönlichen Erfahrung bereits als sowohl empowernd und bereichernd, als auch als einengend, schulmäßig oder gezähmt und dadurch schlicht langweilig oder Sachverhalten, die grundsätzlich ambivalente Grauzonen sind, als nicht gerecht werdend empfunden. Manchmal führten diese Räume zu Frust, wenn gerade die Menschen, denen ich mich wegen ihrer vertrauensvollen Art ganz hingeben konnte, immer dann einen Sicherheits-Rückzieher machten wenn es interessant wurde, um ‚meine‘ Grenzen bloß nicht zu übertreten. Manchmal lag der Frust auch darin, dass die Übungen, mit denen Konsens erprobt werden sollte, längst in sich ein Gewaltverhältnis erzeugten, zum Beispiel dann, wenn in Aufwärmübungen in der Gruppe wahllos ein*e Partner*in gesucht wird und dann soll man sich gegenseitig sagen, was man mit der jeweils anderen Person gerne tun würde und die andere Person darf dann mit „Ja“ oder „Nein“ antworten — das impliziert jedoch ein spezifisches Blicken: ein Auschecken, das eine Freundin ganz treffend als „creepy“ bezeichnete. Und was soll man auf die Schnelle antworten? Die meiste Zeit will ich zu jedem Angebot weder „Ja“ noch „Nein“ sagen, sondern: Mal sehen! Lass uns erstmal kennenlernen. Oder ich beobachte, wie du so im Playspace agierst und schaue, ob mich das anzieht oder nicht. Auch die Übungen, bei denen ganz dezidiert ein „Nein“ von der anderen Person provoziert werden soll, ein ganz direktes Suchen nach den Grenzen, ist didaktisch vielleicht sinnvoll, aber Embodiment-mäßig problematisch, weil sich meine Körperzellen doch merken, dass mir da jemand (meistens jemand den ich noch nicht wirklich kenne) vor allem etwas antun will, was ich nicht mag. Wie soll ich danach noch mit dieser Person interagieren wollen, selbst wenn ich vom Verstand her weiß, dass das ja nur die Aufgabe der Übung war — mein Körper kann das nicht so unterscheiden.

Das alles geht über „Sicherheit ist ein Konstrukt und deswegen sagen wir jetzt nicht mehr ’safe‘ sondern ‚risk-aware'“ hinaus. Vor allem Praktiken des BDSM versuchen ja wertvolle Anteile des Unsicherheitsquells anzuzapfen und nicht einfach nur Risiko als nervige Nebenwirkung zu betrachten. Der Stachel macht erst den Reiz aus. Beziehungsweise: es wird ernst genommen, dass Sex an sich der Sphäre des Unsicheren angehört. So wie Abenteuer. Andererseits ist es aber auch keine kausale Struktur — mehr Unsicherheit macht ein Spiel nicht automatisch reizvoller. Im Haifischbecken schwimmen + Gewitter ist nicht unbedingt = sexy. Und bestimmte Sicherheit schenkende Umgangsformen stehen hier sowieso gar nicht zur Debatte, wie gegenseitiger Respekt, Achtung vor dem Setzen von Grenzen, informierter und verantwortungsvoller Umgang, offene Kommunikation, größtmöglicher Schutz vor nichtintendierten Verletzungen oder Krankheiten etc. Weswegen das Konzept der „Safe Spaces“ auch mit dem der „Brave Spaces“ erweitert wird — nicht mit dem der „Rapy Spaces“. Klar, wenn es um Grundsätzliches geht, ist die Sache so einfach, dass man es mit dem Anbieten einer Tasse Tee vergleichen kann – Emily Nagofski beschreibt sehr anschaulich, warum es aber doch komplizierter ist:

“’This is how you know you have consent‘ doesn’t teach people to recognize what a person really wants when they say yes – and it certainly doesn’t teach either partner how to clarify. And it just… it feels dismissive of the experience of the person being asked for consent, to say it’s as simple as wanting tea or not wanting tea, like it’s an off-switch/on-switch.“

Verunsicherung und Irritation zu umarmen basiert nicht zuletzt erst auf der Bedingung meines Einverständnisses, mich verunsichern lassen zu wollen. Eine Lanze für Unsicherheit zu brechen ist an sich freilich nicht der Freifahrtschein, immer pushy sein zu können oder gar zu müssen! Aber sobald sich dazu bereit gefühlt wird, möchte das Folgende Anregungen geben, trotz der Wichtigkeit eines sicheren Rahmens sich auch an die Grenzen zu trauen und etwas zu wagen, wenn es sich für alle Beteiligten richtig anfühlt.

Um mich also ganz zaghaft meiner Vorliebe für Unsicherheit (oder einer ganz bestimmten Form davon — es ist als fehlten Begriffe → eine Freundin schlug ‚Ambiguitätstoleranz‘ oder ‚Kompetenzlosigkeitskompetenz‘ vor) gedanklich zu nähern und anderen mitteilen zu können, was darin an Verheißungsvollem stecken mag, habe ich angefangen Zitate zu sammeln. Weil ich meist mehr lerne, wenn ich mich auch dort umschaue, wo es nicht direkt um das Thema geht, das mich beschäftigt (wo es also nicht nur um Kink oder Sex geht), stammen die Zitate aus unterschiedlichen Quellen und Disziplinen (wie unter anderem der Critical Race Theory oder Black Studies, weil sie für mich zu den derzeit aufregendsten, avandgardistischsten und wohldurchdachtesten kulturwissenschaftlichen Disziplinen gehören – wohlwissend, dass sich die Thesen dann nicht 1:1 auf andere Bereiche übertragen lassen, sondern eine Transferleistung erfordern).

Collagenartig und frei flottierend sei meine Sammlung hier noch ganz thesenlos zur Anregung geteilt (und wird im Laufe der Zeit immer weiter ergänzt).

„Vom Einverständnis.
Ein Wort für alle. Was könnte schätzenswerter sein als das Einverständnis einer Person; was auch beruhigender für das Gegenüber? Denn in dieser Situation gibt es immer zwei Menschen, denjenigen, der einverstanden ist, und denjenigen, dem man etwas zugesteht. Das Einverständnis ist eine intime, aber niemals vereinzelte Handlung. Es impliziert ein Verhältnis, die Bewegung zu einem anderen oder zueinander. […] Dennoch ist das Einverständnis nicht immer ungetrübt, es wird von allen möglichen Schatten verdüstert, die auf seine Freiheit fallen; denn das Einverständnis kann erzwungen werden, kann aus einem impliziten oder expliziten Gewaltverhältnis entstehen.“

„Sicherlich gibt jemand sein oder ihr Einverständnis; doch jemand anders erhält, entreißt dem anderen sogar sein Einverständnis. Das Einverständnis ist etwas, das von einem zum anderen zirkuliert; ein seltsamer Gegenstand, der zugleich Beherrschung und Diebstahl sein kann. Vom Innersten des eigenen Ich bis zum Äußersten; von der Innerlichkeit seiner Selbst zur Beziehung zum Anderen. … Handelt es sich also um reine Freiheit oder um ein unvermeidliches Kräfteverhältnis?“

„Zwischen akzeptieren und erlauben, einer Sache zustimmen und etwas zugestehen, wie ist da immer Klarheit zu erreichen?“

Geneviève Fraisse: „Das Einverständnis. Vom Wer eines politischen Begriffs“, 2018.

„Working with white students on unlearning racism, one of the principles we strive to embody is the value of risk, honoring the fact that we may learn and grow in circumstances where we do not feel safe, that the presence of conflict is not necessarily negative but rather its meaning is determined by how we cope with that conflict. Trusting our ability to cope in situations where racialized conflict arises is far more fruitful than insisting on safety as always be the best or only basis for bonding.“

bell hooks: „Teaching Community: A Pedagogy of Hope“, 2003.

„Unsere Zeit steht im Zeichen des Risikos: Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Umfragen, Crash-Szenarien, Evaluierung psychischer Belastbarkeit, Prävention […] – keine Facette des politischen oder ethischen Diskurses entgeht diesem Prozess. Das Vorsorgeprinzip ist zur Norm geworden. In Bezug auf Menschenleben, Unfälle, Terrorismus oder soziale Forderungen ähnelt es einem Cursor, der je nach den Bedürfnissen der kollektiven Mobilisierung und Geschäftemacherei verschoben wird. Es bleibt unhinterfragt.
Der Ausdruck »sein Leben riskieren« gehört zu den schönsten unserer Sprache. Bedeutet er zwingend, dass man sich dem Tod stellt – und überlebt? Oder wohnt dem Leben selbst eine geheime Vorrichtung inne, eine Musik, die für sich genommen allein imstande ist, das Dasein auf jener Kampflinie zu verschieben, die Begehren heißt? Denn das Risiko stößt in einen unbekannten Raum vor. Wie können wir es als Lebende vom Leben und nicht vom Tod her denken? Es stellt im Augenblick der Entscheidung unser innerstes Verhältnis zur Zeit auf die Probe. Das Risiko ist ein Kampf, bei dem wir den Gegner nicht kennen, ein Begehren, das uns selbst nicht bewusst ist, eine Liebe, deren Gesicht uns verborgen bleibt, ein reines Ereignis.“

„Auf wundersame Weise wäre das Risiko damit das Gegenteil der Neurose, deren Markenzeichen es ist, die Zukunft so zu vereinnahmen, dass sie unsere Gegenwart nach dem Muster der bisherigen Erfahrungen formt und keinen Platz für den Einbruch von Unbekanntem lässt, für die geringste Verschiebung einer veränderten Horizontlinie.“

Anne Dufourmantelles: „Lob des Risikos“, 2018.

„Heute hingegen ziehen wir den meisten Genüssen den Stachel: Bars ohne Tabakkultur, Bier ohne Alkohol, Kaffee ohne Koffein, Schlagsahne ohne Fett, virtueller Sex ohne Körperkontakt. Dinge, die uns Genuss verschaffen, sind immer mit einem Problem behaftet. Sie sind teuer wie Champagner, fett wie Sahnetorte, giftig wie Zigaretten. Das problematisch Lustvolle bricht die ökonomische Logik des Haushaltens  – die Vernunft, mit unseren Kräften heute so umzugehen, dass wir morgen noch welche haben. Die unvernünftige Verausgabung beschert uns einen Triumph.“

Robert Pfaller: „Wir genießen trotzig“, 2011.

„We believe that if you never ever have a scene go haywire, with unexpected physical or emotional consequences, you may not be taking enough risks. After all, the reason most of us do S/M is to explore territories that we find a little risky and challenging; if you’re sticking so close to the center of the trail that you never get lost in the woods, you may want to reconsider your pathway.”

Dossie Easton, Janet W. Hardy: „The New Topping Book“, 2003.

„How does our focus on consent limit us? Here are a few ways:

  • Much of our actual sexual communication isn’t about asking for sex or agreeing to it. In communicating about sex, I might begin to articulate a fantasy, suggest a possibility that I think might please the other person, probe to find out how the other person feels about an activity or role, or seek help in exploring how I feel about it, for instance. Good sexual negotiation often involves active, collaborative discussion about what would be fun to do. It also often includes conversations about limits, constraints and exit conditions. None of this fits nicely into a request-and-consent-or-refuse model of sexual negotiation.

  • Autonomous, willing participation is necessary for ethical sex, but it is not sufficient. We can autonomously consent to all sorts of bad sex, for terrible reasons. I might agree to do something that I find degrading or unpleasantly painful, for instance, perhaps because I would rather have bad sex than no sex at all, or because my partner isn’t interested in finding out what would give me pleasure.

One person requesting sex and the other consenting to let sex happen is not the most typical – and almost never the ideal – way for sex to be initiated. So what are other ways in which we can use language in order to initiate sex and, especially, what are ways to do it well? I will focus on two: invitations and gift offers.“

Rebecca Kukla: „Sex talks. The language of sexual negotiation must go far beyond ‘consent’ and ‘refusal’ if we are to foster ethical, autonomous sex“, 2019.

„Seiltänzer leben gefährlich. Dauernd sind sie vom Absturz bedroht. […] Am gefährlichsten ist für sie der Zustand maximaler Stabilität. Würden sie den erreichen, fielen sie vom Seil wie eine Kartoffel. Seiltänzer müssen ihre Balancierstange in Unruhe halten. Mit fortwährender Bewegung und Gegenbewegung überlisten sie das Fallgesetz. Nur indem sie ihren Schwerpunkt Schritt für Schritt aus sich heraus nach vorn verlagern, also gehen, sichern sie ihre Existenz. Seiltänzer sind zur Bewegung, ja sogar zur eleganten Bewegung, verurteilt. Die Sicherheit des festen Standpunkts ist für sie tabu. Es wäre ihr Ende. Der Absturzgefahr entkommen sie einzig durch Unsicherheit.“

Reinhard Kahl: „Lob des Seiltänzers“, 1995. Zitiert nach Annita Kalpaka: „’Parallelgesellschaften‘ in der Bildungsarbeit – Möglichkeiten und Dilemmata pädagogischen Handelns in ‚geschützten‘ Räumen“, 2009.

Danke an Katharina Debus für das Weiterleiten des Zitats!

“When in a romance someone has sex and then says to the lover, ‘You make me feel safe,’ we understand that she means that there’s been an emotional compensation to neutralize how unsafe and close to the abject sex makes her feel. ‘You make me feel safe’ means that I can relax and have fun where I am also not safe, where I am too close to the ridiculous, the disgusting, the merely weird, or—simply too close to having a desire. But some situations are riskier than others, as the meanings of unsafe sex change according to who’s having the sex. That’s where the politics comes in.“

„Among the things to which sex refers is the prospect of an encounter with something much closer to the sublime than to the beautiful—which doesn’t, as most of us know to our sorrow, mean that sex is always sublime, nor that it can’t be conceptualized as beautiful, but rather that it trenches on an economy of danger where shifts of scale can at any moment reorganize value or empty it out, articulate new meanings or dislocate the subject of meaning altogether.“

„The adorable, which almost seems to have wrested this privilege from the beautiful, can domesticate the riskiness that inhabits sexual encounter (…) and so, as Lauren has put it, can work to “neutralize how unsafe and close to the abject” sex can be.“

Lauren Berlant & Lee Edelman: „Sex, or the Unbearable“, 2013

„Text der Lust: der befriedigt, erfüllt, Euphorie erzeugt; der von der Kultur herkommt, nicht mit ihr bricht, gebunden ist an eine behagliche Praxis der Lektüre.
Text der Wollust: der in den Zustand des Sichverlierens versetzt, der Unbehagen auslöst (vielleicht bis hin zu einem gewissen Überdruß), die historischen, kulturellen, psychologischen Grundfeste des Lesers, die Konsistenz seiner Vorlieben, seiner Werte und seiner Erinnerungen erschüttert, seine Beziehung zur Sprache in eine Krise stürzt.“

Roland Barthes: „Die Lust am Text“, 1973.

„to consent not to be a single being“

Fred Moten, Édouard Glissant zitierend, 2010

„O du traurige, viereckige alkoholfreie moderne Zeit, du schnödes Zeitalter der Fliegerei und Weltreisen, du siehst es jetzt, wie sehr unter dir die abenteuerlechzenden Liebespaare zu leiden haben. Oskar und Emma’s Liebe starb allmählich dahin, und weshalb? Ja, aus Mangel an Gefahr. (…) Wo Tätigkeiten so ohne weiteres und ganz blind gestattet sind, werden sie bald langweilig und erlahmen endlich. Das ist der entsetzliche Witz der Zeit (…) wo alles so schuftig erlaubt ist. (…) Oskar und Emma wollten eine Novelle machen, aber sie geriet nicht, sie brach auseinander. (…) Gefahr ist ja die Ader, und das Hindernis ist ja das Leben einer Novelle. Und Hindernisse gibt es nicht mehr in dieser charakterlosen, unstolzen Welt, die keines edlen Vorurteiles fähig ist. (…) Oskar und Emma wussten das, und es bemächtiget sich ihrer jungen Herzen eine unsagbare Beklemmnis. Ihre Eltern waren vorurteilsfreie Menschen, o Jammer.“

Robert Walser, Notiz, 1913.

„In aller Ausdrücklichkeit hat aber vor allem Artaud das Prinzip der Ansteckung als Modell künstlerischer Mitteilung entworfen […]. Das Schauspiel überträgt sich auf den Betrachter wie eine ansteckende Krankheit. Diesseits von aktiver Rezeption soll es den Betrachter affizieren und von ihm Besitz ergreifen. Die nicht nur körperliche, sondern vor allem psychische Ansteckung, auf die Artaud sein Augenmerk richtet, wird vor allem ungeahnten Leidenschaften zum Durchbruch verhelfen. […] Artauds Entwurf unterscheidet sich dadurch deutlich von der klassischen Ästhetik, welche die Leidenschaften unter das Maß der kathartischen Läuterung gebracht hatte. Wenn nach der bekannten Formulierung von Aristoteles die Kunst durch Leidenschaftsdarstellungen im Betrachter »Jammern und Schaudem hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszuständen bewirkt«, dann bestimmt die traditionelle Ästhetik die Kunst zum Prinzip der Impfung, die einer tatsächlichen Ansteckung durch Leidenschaften vorzubeugen hat. Demgegenüber wird seit Artaud in der zeitgenössischen Kunst vielfach eine unkontrollierte Ansteckung intendiert, um den im Betrachter »schlummernden Konflikte[n]« zum Ausbruch zu verhelfen. Anstatt die durch leidenschaftliche Erregung bedrohte Integrität der Person wiederherzustellen, wird die »Ruhe der Sinne« aufgestört und mit dissoziierender Wirkung das »komprimierte Unbewußte« freigesetzt. Im Gegensatz zur kathartischen Reinigung oder Abfuhr der Leidenschaften, aber auch in Unterschied zum Ideal des rechten Ausgleichs der Affekte wird mit Ansteckung ein prekärer Zustand intendiert und das Entfachen einer »Krise« angestrebt. Anstelle von Mäßigung und Homöostase geht es um »Destabilisierung«, Verunsicherung und Befremdung. In dieser Funktion der Auslösung einer »Krise« ist der Begriff der Ansteckung – die Doppelgestalt von Ansteckung und Katharsis in der Geschichte der Ästhetik der Leidenschaften vorausgesetzt – der für die zeitgenössischen Künste gewichtigere Begriff.“

Kathrin Busch: „Ansteckung und Widerfahrnis. Für eine Ästhetik des Pathischen.“ in Kathrin Busch & Iris Därmann: „>pathos<. Konturen eines kulturwissenschaftlichen Grundbegriffs“, 2007

„[C]ritical race pedagogy is inherently risky, uncomfortable, and fundamentally unsafe […] This does not equate with creating a hostile situation but to acknowledge that pedagogies that tackle racial power will be most uncomfortable for those who benefit from that power.“

„A subtle but fundamental violence is enacted in safe discourses on race, which must be challenged through a pedagogy of disruption, itself a form of violence but a humanizing, rather than repressive, version. […] We pedagogically reframe the racial predicament by promoting a ‘risk’ discourse about race, which does not assume safety but contradiction and tension.”

Zeus Leonardo & Ronald K. Porter: „Pedagogy of fear: toward a Fanonian theory of ‘safety’ in race dialogue“, 2010

My Safe Space“

South Park, 2015

There are many reasons to reject consent as the regulative concept for sex. These include the following:

  1. Consent functions primarily to shield those accused of sexual assault. Consent allows one accused to say, ‚Well, she consented to X, so nothing bad happened.‘ Even the enriched notions of ‘enthusiastic’ consent and ‘affirmative’ consent do not significantly depart from this function.

  2. Consent is based on a proprietary notion of selfhood derived from social contract theory. It legalistically suggests that humans ‘own’ their bodies and can sign them away through a statement of consent. As Ann Cahill suggests, consent may suggest that the one consenting owes the activity involves to the recipient of consent, and thus that the recipient can claim harm if the one consenting does not ‘deliver.’

  3. Consent reinforces the idea that men ask for sex and women respond, as Pateman and Alcoff point out. Within heterosexual contexts, sex is figured as something that men are always gunning for, putting the onus on women to decide how far things will go.

  4. Consent fails to register the temporally unfolding nature of sexual encounters. It artificially breaks up sex into discrete segments, failing to account for the way that desires may emerge intersubjectively over the course of an encounter.

  5. Consent does not capture the ambiguity of many sexual encounters, including what is referred to as ‘gray rape.’ In ‚Screw Consent‘, Fischel addresses the backlash to the #metoo movement that claimed that it suggested ‘all bad sex is rape!’ For Fischel, the alternative to this slippery-slope reasoning is to investigate how bad bad sex can be. Although bad sex is different from sexual assault, bad sex is often bad in a way that perpetuates broader social scripts operative in sexual assault—and this ‘bad sex’ has serious detrimental effects on the parties involved.

  6. Consent may prevent individuals from putting in the work of cultivating nuanced attention to the desires of sexual partners. Consent makes it seem like all one needs is a red light or a green light, without also needing to learn the many rules of the road. Heterosexual cultures generally lead to women putting in the work of attempting to learn about men’s desires, whereas the converse is not expected of men. Peggy Orenstein depicts the chilling results of this in her book Girls and Sex.

  7. Consent presumes a level of self-knowledge that individuals often lack. Many of us are often ignorant of our own desires, so suggesting that we can know what we want the moment we are asked overlooks historically coded forms of behavior, the effects of past experiences, and the relative power of differing social locations.

Ellie Anderson: „Women in Philosophy: The Limits of Consent in Sexual Ethics“, 2019.

„The Vampires’ Castle specialises in propagating guilt. It is driven by a priest’s desire to excommunicate and condemn, an academic-pedant’s desire to be the first to be seen to spot a mistake, and a hipster’s desire to be one of the in-crowd. The danger in attacking the Vampires’ Castle is that it can look as if […] one is also attacking the struggles against racism, sexism, heterosexism. But, far from being the only legitimate expression of such struggles, the Vampires’ Castle is best understood as a bourgeois-liberal perversion and appropriation of the energy of these movements […]: it pays lip service to ‘solidarity’ and ‘collectivity’, while always acting as if the individualist categories imposed by power really hold. Because they are petit-bourgeois to the core, the members of the Vampires’ Castle are intensely competitive, but this is repressed in the passive aggressive manner typical of the bourgeoisie. What holds them together is not solidarity, but mutual fear – the fear that they will be the next one to be outed, exposed, condemned. […]
The fourth law of the Vampires’ Castle is: essentialize. […] Since the desires animating the VC are in large part priests’ desires to excommunicate and condemn, there has to be a strong distinction between Good and Evil, with the latter essentialized. Notice the tactics. X has made a remark/ has behaved in a particular way – these remarks/ this behaviour might be construed as transphobic/ sexist etc. So far, OK. But it’s the next move which is the kicker. X then becomes defined as a transphobe/ sexist etc. Their whole identity becomes defined by one ill-judged remark or behavioural slip. […]
What has to be done?
[…] Capital subdued the organised working class by decomposing class consciousness, viciously subjugating trade unions while seducing ‘hard working families’ into identifying with their own narrowly defined interests instead of the interests of the wider class; but why would capital be concerned about a ‘left’ that replaces class politics with a moralising individualism, and that, far from building solidarity, spreads fear and insecurity? […] We need to learn, or re-learn, how to build comradeship and solidarity instead of doing capital’s work for it by condemning and abusing each other. This doesn’t mean, of course, that we must always agree – on the contrary, we must create conditions where disagreement can take place without fear of exclusion and excommunication.“

Mark Fisher: „Exiting the Vampire Castle“, 2013.

„The problem with the traditional view of consent is not that it overthinks sexual encounters, but rather that it underthinks the way that our feelings exist in relation to social scripts, relations of power, and the like. It presumes that people are rational agents with transparent desires that they may freely communicate to others.  By conceptualizing sexual ethics on the basis of the heterogeneous self, we may better account for its complex intersubjective character. We may envision modes of self-fashioning that deepen our relations to others by recognizing that we are others to ourselves. This project takes us into still-uncharted territory, but I think it holds more promise than continuing to try building sexual ethics around a notion of selfhood inherited from social contract theory that feminist theory has proven wrong.“

Ellie Anderson: „Women in Philosophy: The Limits of Consent in Sexual Ethics“, 2019.

I think there is very good reason for this first agreement: YOU AGREE TO BE RESPONSIBLE FOR THE NATURE OF YOUR EXPERIENCE. Because you are. Its part of the privilege of being an adult; you enjoy freedom of choice, you are not a child. And, yes, of course, you get triggered sometimes, all of us, we lose control, we are momentarily not able to take responsibility. But still: we are nevertheless responsible for what we do and what happens to us. If you drink too much alcohol and fall on your nose, if you lose your temper and start throwing objects, you are still responsible for the damage you do. If you enter a space ( Berghain??) or an event (Kinky Power Xplosion?) you cant handle, you are responsible for your reactions. (Of course I am not talking about violence or assaults against you here, just of the intense emotional reactions that kink and s+spaces can trigger) You can only train your capacity, you can learn to feel when you are in that danger, you can study your triggers, you can better understand your limits. I ts called growing up. But this should happen somewhere else (therapy, counseling) then in s+ spaces. Kink and s+spaces are not therapy. They are spaces of exploration , experience and controlled risk taking. I think a big problem lies in the promotion and marketing of these spaces. Too much talk about empowerment, liberation and healing. Even enlightment is promised. Of course then you attract the powerless, unfree, fragile and dimly lighted. Where is consent in your marketing, where is practicing clear communication and radical honesty?? Watch your language. Watch your blind spots. If you get a kick out of treating people as children, if you like to see yourself as a caretaker, then of course shit is more likely to happen. Your role systemically will need justification. I think as a facilitator you have to make very clear that there is potential risk in your space. You don’t pretend that you can take responsibility for people. You don’t pretend that you can provide a safe space. I also don’t think there is fine line between taking responsibility and co-dependency. I think the line is rather clear. I f you give false information about your space and your capacities, if you infantalize people by believing they need education and guidance, if you are looking for power and recognition for your facilitator persona, then you are in risk of making people dependent. To say it very bluntly: The less you care about people s opinion, the safer probably your space.“

Felix Ruckert in a Facebook-comments-discussion, 2019.

Foto: Banu Cennetoğlu BEINGSAFEISSCARY (2017) für die documenta14
(Ten aluminum letters borrowed from the Fridericianum in Kassel and six letters cast in brass after the existing ones Based on graffiti existing on a wall at the National Technical University of Athens as of April 6, 2017)

Beate Absalon

Beate Absalon erforscht als Kulturwissenschaftlerin “andere Zustände”, wie Gebären, Trauerarbeit, Hysterie, Schlaf, radical happiness & collective (kill-)joy oder sadomasochistische Praktiken. Nachdem sie zunächst untersuchte, wie Seile in aktive Passivität versetzen können – durch Bondage, aber auch im Marionettenspiel oder politischen Aktivismus –, promoviert sie derzeit über erfinderische Formen der Sexualbildung. Ihr theoretisches Interesse speist sich aus der Praxis, da sie sich und andere gerne in ekstatische Zustände versetzt – am liebsten undogmatisch: Flogging mit Lederpeitsche oder einem Bündel taufrischer Minze, Halten mit Seil oder Umarmung, Spielen mit aggressivem Kuscheln oder liebevoller Erniedrigung, Fließenlassen von Wörtern oder Spucke. Zu tun, was aus der Norm und dem Alltäglichen fällt, kann Angst machen und gleichzeitig ungeheuer lustvoll sein. Workshops und Sessions gestaltet Beata als Erfahrungsräume für Grenzwanderungen, auf denen Grenzen überschritten und gefunden werden, vage und wagemutige Phantasien gemeinsam erkundet, ein eigener Stil entstehen darf.

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‚Look what marketing’s done to my body‘ – Vom Zwang (nicht so) kreativer Selbstvermarktung

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Von Wellness und Exorzismus. Ein Versuch über die Frage, was eine Session wertvoll macht